Text der Predigt zum Eidg. Dank-, Buss- und Bettag

Im Rahmen des Eidg. Dank-, Buss- und Bettag durfte ich als politischer Vertreter die Predigt halten. Im Vorfeld hat es hierzu einige negative Reaktionen gegeben, da durch meine Predigt die Trennung zwischen Kirche und Staat angezweifelt wurde. Wer jedoch die Geschichte kennt, weiss, dass der Staat früher der Kirche vorgeschrieben hat, was zu tun war. Diese Zeiten haben sich geändert. Es ist ein Miteinander auf Augenhöhe, bei welchem beide voneinander profitieren.

Anbei nun meine Predigt :

 

Lukas 13, 1-9:

Es waren aber zur selben Zeit einige zugegen, die ihm von den Galiläern berichteten, deren Blut Pilatus mit dem ihrer Opfertiere vermischt hatte. Und er wandte sich an sie und sagte: Meint ihr, diese Galiläer seien grössere Sünder gewesen als alle anderen Galiläer, weil ihnen dies widerfahren ist?Nein, sage ich euch; aber wenn ihr nicht umkehrt, werden ihr alle ebenso zugrunde gehen. Oder jene achtzehn, auf die der Turm am Teich Schiloach stürzte und sie tötete, meint ihr, sie seien schuldiger gewesen als alle anderen Bewohner Jerusalems? Nein, sage ich euch; aber wenn ihr nicht umkehrt, werdet ihr alle ebenso zugrunde gehen: Er erzählte aber das folgende Gleichnis: Es hatte einer in seinem Weinberg einen Feigenbaum stehen. Und er kam und suchte Frucht an ihm und fand keine. Da sagte er zu dem Weinbauern: Seit drei Jahren komme ich nun und suchte Frucht an diesen Feigenbaum und finde keine. Hau ihn um! Wozu soll er auch noch den Boden aussaugen? Der aber antwortete ihm: Herr, lass ihn noch dieses Jahr, bis sich rings um ihn umgraben und Mist ausgelegt habe. Vielleicht bringt er ihn Zukunft doch Frucht; wenn aber nicht, dann lass ihn umhauen.

 

Liebe Gemeinde!

Nun, die Bluttat des Pilatus und das Unglück am Teich Schiloach, als einer der beiden Türme vor Jerusalem einstürzte, hat dies Jesus als Warnung zur Busse und Umkehr gedeutet?

Wir können uns hier fragen: Dürfen wir Leid anderer in eine Schublade der Sünde kategorisieren? Haben denn diese Leute überhaupt eine Sünde begangen oder ist es einfach einen Weckruf an uns. Denn auch beim Unglück von Schiloach kamen Unschuldige ums Leben, ohne dabei sündig zu sein. Uns Lebewesen ist es nicht vergönnt unsterblich zu sein. Alle von uns müssen einst sterben. Die einen früher, die einen später. Wir können uns fragen, haben denn jene, die früher von uns sterben, Sünde getan? Und wieso erschüttern uns die einen tragischen Ereignisse und Todesfälle mehr, als andere. Als z.B. Lady Diana, Prinzessin of Wales starb,war ich gerade einmal zehn Jahre alt. Ich kann mich aber noch gut erinnern, wie die ganze Familie vor dem Fernseher sass und den Trauermarsch durch London verfolgte. Auch blieb mir der Song von Elton John „candle in the wind“ in sehr guter Erinnerung. Auch noch nach 22 Jahren. Oder dann war der Tod vom King of Pop, Michael Jackson. Dieser ist nun fast auf den Tag genau zehn Jahre her. Klar kannte ich als jungen Erwachsenen seine Lieder. Mehr aber nicht. Sein Tod hat sich aber auch bei mir regelrecht ins Gedächtnis gebrannt. Es ist doch leider so, dass Todesfälle von prominenten Personen einprägender sind, als Todesfälle aus der Nachbarschaft. Merken wir daher erst, dass auch prominente Personen Menschen sind, die Leid erfahren können. Aber es sind jene Momente, die uns mehr ins Gedächtnis einprägen, als auch weltweites Schicksal.

Ich bemerke, dass wir abgehärtet sind. Kaum jemand regt sich, wenn wieder ein Flüchtlingsboot mit Kindern auf dem Mittelmeer kentert. In den letzten vier Jahren sind 10‘000 Flüchtlinge auf dem Mittelmeer ertrunken.

Kaum jemand interessiert es, wenn Kinder in Afrika sterben, weil sie zu wenig Nahrung oder kein sauberes Trinkwasser haben. Da frage ich Sie liebe Gemeinde, braucht Leid ein Gesicht um es wahrzunehmen. Verstehen wir den Weckruf oder blenden wir ihn aus.

Nun hat aber Jesus gesagt, wenn ihr nicht umkehrt, werdet ihr alle ebenso zugrunde gehen. In anderen Worten hat er also gesagt, wenn ihr nicht Busse tut, werdet ihr alle auch so umkommen. Alle sind also eigentlich gleich schuldig und wir alle verdienen es, bestraft bzw. schuldig gesprochen zu werden. Keiner kann sich von seiner Schuld distanzieren bzw. herausreden:

Nun frage ich Sie liebe Gemeinde, was müssen wir denn in der aktuellen Flüchtlingssituation für Busse tun? Denn, auch wenn die Flüchtlingsthematik in unseren Zeitungen kaum eine Zeile mehr wert ist, so hat sich die Situation auf dem Mittelmeer oder auf der Balkanroute, insbesondere in Bosnien-Herzegowina nicht geändert.
Die Ursachen für die Bevölkerungswanderung, vor allem aus den afrikanischen Staaten, sind sehr verschieden
  • Sind es die Nachwehen der Kolonialisierung und deren Ausbeutung an der einheimischen Bevölkerung
  • Sind es Gifte, die auch Schweizer Firmen beim Abbau von Rohstoffen ganze Landstriche vergiften lassen und somit der Bevölkerung die Lebensgrundlage nehmen
  • Sind unser Schädigen des globalen Klimas seit der Industrialisierung mit dem enormen Ressourcenverbrauch und dem damit zugehörigen Emissionen. Eine Abkehr zur Mässigung ist bekanntlich nicht in Sicht.
Sie mögen sich vielleicht an den Hitzesommer 2003 erinnern. Präsenter wird der extrem trockene Sommer 2018 sein. Zum ersten Mal dörrte das Wasserschloss Schweiz beinahe aus. Die Auswirkungen des Klimawandels wurden auch bei uns für alle bemerkbar.
Wie muss es denn in Ländern sein, die bereits früher wenig Wasser hatten und heute durch die zunehmende Verwüstung immer mehr Leid ertragen müssen. Der Boden wird immer unfruchtbarer oder durch Erosion bei Unwetterextremen abgetragen. Ja wir alle haben eine gewisse Mitschuld an der Klimaveränderung und tragen somit zu einem Teil zur Bevölkerungswanderung bei.
Wir dürfen also nicht mehr warten, bis die Politik konkret handelt und Ziele von irgendwelchen Klimagipfeln umsetzen will. Jede und jeder einzelne von uns hat es in der Hand, Busse zu tun und sich zu ändern. Wir müssen unser Handeln überdenken, damit wir der nächsten Generation eine intakte Umwelt hinterlassen. Eine enkelkindtaugliche Politik ist also nicht anderes, als umzukehren wie es Jesus bereits sagte.

 Ein paar Beispiele, wie wir liebe Volketswilerinnen und Volketswiler etwas tun zu können.
  • Kaufen wir lokal und saisonal.
  • Auch beim Kauf von Gebrauchsgegenständen kann man darauf achten, dass diese sozial- und umweltverträglich hergestellt werden
  • Reparieren und recyceln statt Neukauf.
  • Man kann auch einmal Nein sagen und mit einem guten Beispiel voran gehen. Gerade die jüngere Generation will einen Geburtstag in Prag oder einen Polterabend in Amsterdam feiern. Nein muss man nicht.
All das, was Ressourcen schont, schont auch die Gletscher,unsere Wasserspeicher und natürlich das globale Klima.
Wie die Geschichte mit dem Feigenbaum der keine Früchte trägt, muss nicht immer alles auf Leistung ausgerichtet sein, ohne etwas dafür zu wollen. Sehr oft ist weniger mehr. Und sehr oft, müssen wir auch in etwas investieren und Geduld haben, dass wir etwas dafür erhalten werden.
Der Mensch muss hier im Vordergrund stehen.
So wie auch nicht die Gletscher ohne zu Tun von uns wieder wachsen werden, so wird der Mensch ohne Unterstützung nicht nachhaltig leistungsfähiger und schon gar nicht gesünder. Entschleunigen und investieren wir in uns, damit wir wieder mehr haben. Mehr vom Leben. Leistung und Gewinnmaximierung darf und kann nicht auf Kosten anderer zuoberst stehen. Weder über Mensch noch Umwelt.
Amen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.